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FILMABEND – „Inerie“ und Diskussion mit der Filmproduzentin Lola Amaria

Veranstaltungsfoto

Lola Amaria ist eine der wenigen Filmproduzentinnen in Indonesien, die aktiv Aufklärungsarbeit über entwicklungspolitisch relevante Themen in ihren Filmproduktionen leistet. Ihr neuester Lehrfilm „Inerie“ handelt von einem Lösungsansatz zur Reduzierung der hohen Mortalitätsrate bei Schwangeren in der Region Tololela auf der Insel Flores. In Zusammenarbeit mit lokalen NGO’s wollte sie mit ihrer Filmproduktion auf die statistische Entwicklung der Müttersterblichkeit aufmerksam machen, die multifaktoriell bedingt ist.

Der Film verdeutlicht eindrucksvoll die Unterversorgung und mangelnde Infrastruktur an Kliniken oder Gesundheitszentren, gerade in den ländlichen Regionen Indonesiens. Zusätzlich bestehen kulturelle und religiöse Konflikte zwischen den Zugewanderten und der einheimischen Bevölkerung, denen das Bewusstsein und Verständnis für gesundheitliche Gefahren in ihrer traditionellen Lebensweise fehlt. Die schlechte Gesundheitsversorgung der Schwangeren ist nur eine von vielen problematischen Situationen, die in viele Regionen Indonesiens alltäglich sind. In 360 von 100.000 Fällen sterben Mütter bei der Geburt an Komplikationen, die medizinisch behandelbar sind. Die Anzahl an Totgeburten steigt seit dem Jahr 2008 (Quelle: Australia Indonesia Maternal and Neonatal Health (AIPMH)). Ein Viertel der Schwangeren sind minderjährig und somit von vornherein gefährdet. Zahlen, die eine gefährliche Entwicklung zeigen. Ein Millenniumziel ist die Reduzierung auf 100 von 100.000 Fällen.

Die konservativen Einheimischen sehen keine Notwendigkeit für eine Veränderung, da sie der Meinung sind, dass trotz der hohen Müttersterblichkeitsrate noch genügend Kinder zur Welt kommen. Der Tod vieler Mütter und Kinder wird von ihnen Gott gewollt hingenommen. Den älteren Einheimischen wird nicht widersprochen, da strenge Hierarchien in den Dorfbevölkerungen herrschen.

In den ländlichen Regionen praktizieren traditionelle Medizinmänner und Geburtshelferinnen (traditional birth assistances). Sie werden meistens bei Geburtsproblemen konsultiert, anstatt des ausgebildeten Medizinpersonals in den Gesundheitszentren in den Städten. Den Praktiken der modernen, westlichen Medizin wird wenig vertraut. Es bedarf weiterhin mehr Aufklärungs- und Bildungsarbeit über eine gesunde und sichere Lebensweise sowie über Hygiene und Gesundheitsproblemen in den ländlichen Dorfbevölkerungen.

So ist die Region Ost Java gezielt für die Filmproduktion gewählt worden, da bis dato wenig Berichterstattung oder Projekte allgemein vorhanden sind. Die indonesische Regierung bewertet den Lehrfilm laut eigener Aussage durchaus positiv, ist aber nicht bereit für finanzielle Unterstützung solcher Filmprojekte. Ebenso zeigte die Lokalregierung wenig Interesse an der Thematik. So werden über die Regierung als Lösungsansatz bereits Hebammen finanziert, die von Dorf zu Dorf wandern und die Schwangeren situativ betreuen können. Ein guter Ansatz, der das Problem der hohen  Müttersterblichkeitsrate aber nicht ursächlich behandelt. Mit einer gezielteren ländlichen Gesundheitsversorgung und – Bildung kann ansatzweise für eine nachhaltigere Verbesserung gesorgt werden. Dabei bleibt die Unterstützung durch die indonesische Regierung jedoch unabdingbar. (Sandra Kunkel)